Draussen steigen die Temperaturen und die Heizperiode geht zu Ende. Eine Strommangellage ist für viele wieder aus dem Blickfeld gerückt. In den Medien dominieren andere Themen.
«Möchte mich nicht in Sicherheit wiegen lassen»
Einer, der sich nicht in Sicherheit wiegen lassen möchte, ist Valentin Stöckli. Der Verwaltungsratspräsident der Geflügelverarbeiterin frifag AG im thurgauischen Märwil (siehe Kasten) sieht die Energieversorgungslage kritisch.
«In der Schweiz und in Europa haben wir uns in eine zu grosse Abhängigkeit von einzelnen Energielieferanten begeben. Die Politiker haben versagt und keine sichere Strategie für die Stromversorgung zustande gebracht. Daher müssen wir uns dringend damit auseinandersetzen, was passieren kann, wenn die bisherigen Lieferanten nicht mehr in demselben Umfang liefern können oder wollen. Für unsere Volkswirtschaft ist eine sichere Stromversorgung überlebenswichtig, für einen Teil unserer Politiker scheint es nur eine Profilierungsmöglichkeit gegenüber ihren Wählern zu sein», sagt er.
Geboten ist der Blick nach vorn auch, weil das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung mahnt: Für den nächsten Winter 2023/24 seien Vorsorge und Energiesparen angezeigt. Nach Lage der Dinge werde es anspruchsvoller sein, durch den nächsten Winter zu kommen als zuletzt, als die Schweiz glimpflich davonkam.
Welche Folgen hätte eine Stromreduktion?
Wozu würde ein Stromausfall («Blackout») oder eine – wahrscheinlichere – vom Bund angeordnete Stromverbrauchsreduktion («OSTRAL-Situation») bei der frifag führen?
Valentin Stöckli erklärt: «Wir sind ein Grossverbraucher mit einem Stromverbrauch von 8 Gigawattstunden pro Jahr. Ohne Strom stehen alle Produktionsanlagen und die Kühlsysteme still. Ohne Strom käme unser ganzer Betrieb zum Erliegen. Wir könnten die Tiere nicht schlachten.»
Können die Schlachtungen nicht durchgeführt werden, wachsen die Tiere in den Stallungen weiter und neue Jungtiere für die Aufzucht können nicht eingestallt werden. Kurz: Der Betriebsablauf gerät durcheinander.
«Solche Verschiebungen müssen wir verhindern. Die Produktion und Auslieferung des Fleisches an unsere Kunden würden dadurch mit Spitzen belastet, die kaum zu bewältigen wären.»
Welche Kosten verursacht eine Strommangellage bei der frifag?
Die frifag hat im vergangenen Jahr die Kosten für einen Strommangel «approximativ überschlagen», wie Valentin Stöckli sagt. Zahlen möchte der VR-Präsident nicht nennen. Aber: «Wenn Sie sich vorstellen, dass die frifag rund 250 Mitarbeitende hat und diese auf einmal ungeplant keine Arbeit haben, weil kein Strom da ist, können Sie die Kosten relativ schnell ausrechnen.»
Kämen diese Ausfälle wiederholt vor, wären die Kosten erheblich. Zumal die Arbeit später nachgeholt werden muss – man zahle also doppelt: einmal während des Produktionsausfalls und noch einmal, wenn die Produktion wieder läuft.
Kann man sich gegen Strommangel versichern?
Gegen derartige Schäden aus einem Strommangel oder -ausfall könne sich frifag nicht versichern.
Stöckli ergänzt: «Wenn der Strom einmal für eine Stunde ausfällt, ist das ein typisches Unternehmerrisiko, das wir natürlich tragen müssen. Aber wenn wir damit rechnen müssen, dass wir wiederkehrend Ausfälle von drei, vier Stunden haben, dann ist das anlagentechnisch und kostenmässig nicht zumutbar.»
Im Falle der Frifag komme eine Besonderheit hinzu: «Unsere Prozesse sind auch qualitativ abhängig vom Strom. Wir kühlen die Produkte kontinuierlich während der ganzen Verarbeitung. Können wir diesen Kühlprozess nicht lückenlos einhalten, entspricht die Ware nicht mehr unseren Qualitätsanforderungen.»
Avesco als Partnerin gewählt
Schäden in möglicherweise sechsstelligem Bereich und gravierende Störungen im Betriebsablauf – derartigen Risiken wollten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung den Betrieb nicht aussetzen – und fanden die Lösung in einer Cat Notstromanlage, die 2023 installiert wird (siehe Kasten).
Für die Beschaffung wählte die frifag Avesco als Partnerin. «Uns war wichtig, eine Partnerin zu haben, welche die Materie sehr gut kennt und solche Projekte mit Grossanlagen schon realisiert hat. Eine Notstromanlage ist technisch nicht ganz einfach. Sie muss ins Netz eingebunden werden, zudem sind Synchronisations-, Umweltschutz- und Lärmemissionsvorschriften einzuhalten. Mit Avesco zu arbeiten, bietet uns den grossen Vorteil, dass in all diesen Bereichen viel Erfahrung und Know-how vorhanden ist. Auch was die Betreuung der Anlage nach der Installation betrifft», sagt Valentin Stöckli.
Win-win-Situation: Zusammenarbeit mit Swissgrid geplant
Sobald die Einsprachen gegen die Anlage entkräftet sind, die Baubewilligung definitiv ist und die notwendigen Zusatzinstallationen getätigt sind, wird die Anlage installiert und, so hofft Valentin Stöckli, spätestens im Herbst 2023 in Betrieb genommen.
«Mit der neuen Notstromanlage können wir einen Unterbruch von mehreren Stunden wettmachen. Wenn das Netz nicht stabil ist, können wir uns von diesem entkoppeln. Falls es stabil ist, aber zu wenig Strom liefert, können wir die Lücke mit eigenem Strom aus der Notstromanlage füllen.»
Für den Fall einer gesamten Netzüberlastung plant die frifag, mit Swissgrid zusammenzuarbeiten, damit diese die Notstromanlage zuschalten kann und dadurch im Verbund mit anderen Notstromanlagen das gesamte Schweizer Stromnetz stützen kann. Technisch sind alle Vorkehrungen getroffen, die Anlage ist für die Teilnahme am Regelenergiemarkt – das sogenannte Regelpooling – vorbereitet. Stöckli: «Swissgrid kann die Anlage dann im Bedarfsfall einschalten, um das öffentliche Netz zu stabilisieren. Das ist für alle positiv.»
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Zu den Produkten: Notstromanlagen
Kennzahlen: Cat Notstromanlage bei der frifag Märwil AG
Um die Stromversorgung der frifag abzusichern, installiert Avesco eine Notstromanlage von Caterpillar mit 2 Aggregaten vom Typ C32-1100 mit je 880 kW bzw. 1’100 kVA Notstromleistung. Im Liefer- und Installationsumfang inbegriffen sind u. a.: Notstromsteuerung mit Synchronisierung, Lüftungskomponenten für die Kühlung, Kraftstoffversorgung ab neu installiertem Lagertank, Abgasanlage mit Dieselpartikelfilter, Transport, Montage, Inbetriebnahme, Instruktion, Engineering. Der Avesco Kundendienst gewährleistet die Wartung während der gesamten Lebensdauer der Anlage.
In erneuerbare Energie investiert und Strom eingespart
Neben der Vorsorge mit einer Notstromanlage hat die frifag umfangreich in erneuerbare Energien investiert, vor allem in Solaranlagen. Zudem wurde das Potenzial an möglichen Stromeinsparungen sehr weitgehend ausgeschöpft. «Auch wenn wir uns jetzt durch die Notstromanlage abgesichert haben, meinen wir, dass die beste Möglichkeit, das Risiko zu reduzieren, das Einsparen von Strom ist», erklärt Valentin Stöckli. Nicht zuletzt senke das die Kosten und schone gleichzeitig die Umwelt.
Über die frifag Märwil AG
Die 1987 gegründete frifag ist ein Unternehmen in Familienbesitz mit Hauptsitz in Märwil TG. Sie betreibt eine eigene Hühneraufzucht und -mast sowie eine Schlachterei und verarbeitet das Geflügelfleisch zu vielfältigen Endprodukten wie Pouletbrustfilets, Geschnetzeltes, Spiessli. 17'000 Tonnen Fleisch werden so jedes Jahr in Märwil verarbeitet. Kunden sind Grossverteiler, Hotellerie, Gastronomie, Organisationen wie Spitäler und Heime. Die frifag hat rund 250 Mitarbeitende.