Abwasser Uri ist der Dreh- und Angelpunkt für die Abwasserentsorgung im Kanton Uri mit seinen rund 37'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Im Jahr 2007 haben die Urner Gemeinden beschlossen, ihre Abwasserentsorgung an die Abwasser Uri auszulagern und haben dazu eine öffentlich-rechtliche Aktiengesellschaft gegründet. Im Zuge der Gründung wurden alle Abwasseranlagen an die Abwasser Uri verkauft.
Dabei wechselten 12 Abwasserreinigungsanlagen, 150 Sonder- und Pumpwerke sowie rund 350 Kilometer Abwasserleitungen die Besitzerin.
Damit der Betrieb ökologischer und wirtschaftlicher betrieben werden kann, werden bis 2023 neun der kleineren und mittleren ARA aufgehoben. Die Abwässer dieser Anlagen werden über ein weitverzweigtes Netz zur ARA Altdorf geleitet. Diese hat eine Kapazität von rund 64'000 Einwohnerwerten und vermag so das gesamte Abwasser des Kantons Uri auf sehr hohem Niveau zu reinigen.
Für die Nutzung des Klärgases betreibt die ARA Altdorf ein BHKW. Der produzierte Strom wird aufgrund der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) vollständig ins Stromnetz eingespeist. Ende 2029 läuft die KEV aus und der produzierte Strom wird direkt auf der ARA verwertet. Die Abwärme des BHKW wird zum Beheizen interner und externer Betriebsräume sowie des Faulturmes genutzt.
Höhere Abwassermengen und Steigerung des Wirkungsgrads
Mit der Aufhebung der kleineren und mittleren ARA im Kanton Uri wurden die Abwasser- und damit auch die Schlammmengen auf der ARA Altdorf kontinuierlich gesteigert. Zudem galt es, das seit rund zwölf Jahren im Einsatz stehende BHKW zu ersetzen. Dabei spielte insbesondere der höhere Wirkungsgrad aktueller BHKW eine wichtige Rolle. Ebenfalls wurden umfassende Abklärungen im Bereich der Annahme von Cosubstraten getroffen. Dabei hat Abwasser Uri entschieden, zu Gunsten einer konstanteren Gasqualität künftig auf die Annahme externer Stoffe zu verzichten.
Die neue Ausgangslage führte dazu, dass die elektrische Leistung des BHKW von bisher 130 kW auf neu 200 kW angehoben wurde. Pro Jahr werden damit rund 1.35 GWh Strom produziert. Das neue Blockheizkraftwerk bietet eine thermische Leistung von 216 kW.
Neben dem höheren Wirkungsgrad konnten auch eine Reihe weiterer Optimierungen im Anlagenbetrieb umgesetzt werden:
- Homogenere Gasqualität erzielte man durch eine bessere Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Durchmischungsvolumens (siehe Box unten).
- Das R&I-Fliessschema mit der Energiezufuhr und -wegleitung vom BHKW wurde auf den neusten Stand gebracht.
- Das BHKW und dessen Lüftungssystem erlauben einen leiseren Anlagenbetrieb (max. 70 dB), was insbesondere für die Betriebsmitarbeiter der ARA eine spürbare Verbesserung darstellt. Die Platzierung der Lüftungskanäle zum und vom BHKW konnte optimal geplant werden. Zudem neu ist eine separate Lüftung für das Raumklima.
- Das BHKW und dessen Steuerung sind baulich in zwei Einheiten getrennt und befinden sich im selben Raum.
- Leitungen mit nicht mehr benötigten Schiebern oder Muffen wurden durch neue Rohre ersetzt. So wurde zusätzlicher Platz geschaffen. Das erlaubte die Platzierung des BHKW an zentraler Position mitten im Raum mit optimalem Zugang von allen Seiten.
Umfassender Sanierungsansatz
Roland Gisler, Leiter Betrieb Anlagen Abwasser Uri, erklärt den Gedanken, der die Verantwortlichen bei grösseren Sanierungsprojekten leitet: «Wir verfolgen einen umfassenden Ansatz. Das heisst: Nach Abschluss eines grösseren Projekts muss sichergestellt sein, dass auf Jahre hinaus neben den üblichen Betriebsaufwendungen keine neuen Investitionen mehr notwendig sind. Deshalb wurden bei der dieser Sanierung neben dem eigentlichen Ersatz des BHKW auch die betroffenen Innenräume in die Sanierung miteinbezogen. Diese wirken nun optisch wieder wie ein Neubau».
Zusammenarbeit im Rückblick – «fordernd und angenehm»
Fordernd und angenehm habe sich die Zusammenarbeit mit Avesco über die gesamte Projektdauer von fast einem Jahr gestaltet, resümiert Roland Gisler. «Nach der Arbeitsvergabe wurde das Projekt beeindruckend effizient in allen Projektphasen vorbereitet und ausgeführt. Dabei war allen Beteiligten von Anfang an eine klare und gute Kommunikation wichtig». Bei der Projektumsetzung konnten auch verschiedentlich Synergien genutzt werden. So kam der Bauherrschaft beispielsweise entgegen, dass die Servicetechniker der Avesco neben der Installation des BHKW auch gleich die notwendigen Heizanschlüsse montierten. «Vieles aus einem Haus, das war ein Vorteil und hat uns in diesem Fall eine spürbare Erleichterung bei der Koordination der verschiedenen Arbeiten gebracht», sagt Roland Gisler. Er fügt hinzu: «Alles in allem konnten wir das Projekt in sehr enger, guter und partnerschaftlicher Zusammenarbeit umsetzen – das war sehr angenehm».
Video: ARA Altdorf aus der Luft betrachtet – Zahlen & Fakten
Homogenere Gasqualität durch gesteigertes Durchmischungsvolumen
Die ARA Altdorf verfügt über zwei Faultürme und einen Gasometer mit 400 m3 Volumen. Bisher wurde das produzierte Klärgas jeweils direkt aus den Faultürmen in das BHKW geleitet. Was überschüssig war, floss über eine Pufferleitung in den Gasometer und von dort zurück in das BHKW. Beim Umbau für das neue Blockheizkraftwerk wurden daher zusätzliche Leitungen installiert. Sämtliches Gas, das in den Faultürmen produziert wird, durchströmt nun den Gasometer und wird erst dann auf das BHKW geleitet. Roland Gisler: «So haben wir ein relativ grosses Durchmischungsvolumen. Das mindert die Unterschiede in der Gasqualität deutlich. Die Gasqualität ist homogener.»