Erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie Hydraulikschläuche an Ihren Baumaschinen und Landmaschinen sicher ersetzen können und in welchen Fällen Sie den Austausch lieber einem Spezialisten überlassen sollten.
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Wie erkennen Sie, dass es ein Problem mit dem Hydraulikschlauch gibt?
Sie sind mit Ihrer Baumaschine oder Landmaschine an der Arbeit und plötzlich geht nichts mehr. Die mit Hilfe der Hydraulik bewegten Teile wie Stiel oder Frontlader bewegen sich nicht mehr. Vielleicht spritzt sogar Öl aus einem Hydraulikschlauch. Oder Sie sehen: Hydraulikschlauch geplatzt! Erkennbar ist ein Problem am Schlauch in der Regel auch durch brennende Warnlämpchen oder dadurch, dass sichtbar Hydrauliköl austritt. Jetzt heisst es, Hydraulikschlauch wechseln.
Wer darf Hydraulikschläuche an der Maschine wechseln bzw. austauschen?
Die gute Nachricht: Bei gängigen Hydraulikschläuchen ist für den Wechsel keine spezielle Fachkenntnis oder Ausbildung notwendig und der Maschinist kann diese daher selber vornehmen. Viele regelmässige Maschinenbediener verfügen auch bereits über gewisse Kenntnisse. Ausnahme bilden insbesondere Schläuche, die in geschlossenen Systemen verbaut sind. Solche Systeme sind zum Beispiel die hydraulische Fahrzeuglenkung oder die Verwindungssperre in knickgelenkten Fahrzeugen, wie sie unter anderem in Forstmaschinen Einsatz finden.
Was tun also, wenn Sie einen defekten Hydraulikschlauch wechseln müssen? Hier erfahren Sie es Schritt für Schritt:
Problem entdeckt: Maschine abstellen, Umwelt sichern, Schlauch prüfen
Bemerken Sie ein Problem mit der Maschine, stellen Sie zunächst den Motor ab und ziehen den Schlüssel ab, um sicherzustellen, dass die Maschine nicht wieder gestartet werden kann. Prüfen oder lösen Sie nie einen Hydraulikschlauch, wenn die Maschine läuft – die Verletzungen durch herausspritzendes Hydrauliköl können lebensgefährlich sein! Muss die Maschine abgeschleppt werden, lesen Sie das Maschinenhandbuch, um Schäden am Getriebe oder an der Hydraulik zu vermeiden, die durch unsachgemässes Schleppen verursacht werden können. Führen Sie immer Ölbinder oder noch besser: ein Notfallkit mit in der Maschine. Bei Problemen mit einem Hydraulikschlauch ist es fast nie zu vermeiden, dass Öl austritt, und dieses muss gebunden werden, um Umweltschäden zu begrenzen. Das ist auch in Ihrem Interesse: Der Verursacher muss für die Beseitigung der Umweltschäden aufkommen. Befinden Sie sich in einer Wasserschutzzone, müssen Sie die zuständige Stelle umgehend informieren. Meist ist dies die Feuerwehr. Sind Maschine und Boden gesichert, notieren Sie, um welchen Schlauchtyp es sich handelt. Dies ist an der Kennzeichnung auf dem Schlauch abzulesen.
Hydraulikschlauch lösen und von der Maschine entfernen
Stellen Sie ein Altölbecken (oder einen anderen Auffangbehälter) unter die Schlauchverbindung, so dass eventuell austretendes Öl aufgefangen wird. Reinigen Sie sorgfältig den Bereich um den Schlauchanschluss inklusive Anschlussgewinde (siehe auch nächster Punkt «Offene Stellen verschliessen»). Erst dann lösen Sie den Schlauch und nehmen ihn vorsichtig von der Maschine. Spezialwerkzeug ist für das Lösen nicht notwendig. Wenn ein Einschraubadapter oder ein anderes Gegenstück vorhanden ist, achten Sie darauf, dieses gegenzuhalten. So verhindern Sie, dass dieser beim Herausdrehen des Schlauches mit gelöst wird.
Offene Stellen mit Stopfen verschliessen, Verunreinigungen vermeiden
Beim Schlauchwechsel besteht immer das Risiko, dass Schmutzpartikel in das Hydrauliksystem gelangen. Selbst kleinste Mengen können enorme Schäden anrichten, insbesondere bei modernen Maschinen. Verschliessen Sie deshalb nach dem Abnehmen des Schlauches sofort die offenen Anschlussstellen mit geeigneten Stopfen. Bewahren Sie diese am Besten in einer sauberen Dose oder Tüte auf.
Neuen Hydraulikschlauch beschaffen – auf Sauberkeit achten, richtige Länge wählen
Egal, ob Sie einen Ersatzschlauch selber an Lager haben oder ihn via Baumaschinenhändler oder Landmaschinenmechaniker kaufen: Achten Sie darauf, dass neue Hydraulikschläuche korrekt und gründlich gereinigt worden sind – Stichworte sind hier: «Contamination control» –, bevor sie eingebaut werden. Zuverlässig und kostengünstig ist die Projektilreinigung. Auch die korrekte Länge ist von Bedeutung (hier gehts zum Artikel «Hydraulikschlauch ausmessen»)
Hydraulikschlauch verlegen – so funktionierts richtig
Dann gehts an den Einbau des neuen Hydraulikschlauches. Achten Sie beim Entfernen der Dichtungsstopfen wieder darauf, dass kein Schmutz (auch nicht Staub, Haare oder Tröpfchen) in die Öffnung gelangt. Die richtige Verlegung des Schlauches in der Maschine erhöht dessen Lebensdauer. Schenken Sie ihr daher Beachtung. Idealerweise sollte der Schlauch etwas länger sein, als der minimale Abstand zwischen den Anschlussstellen. Typische Fehler sind:
- Schlauch liegt an einer Kante an (Aufscheuern, Reibung)
- Schlauch ist zu nahe oder direkt an heissen Komponenten verlegt
- Zwangslagen:
- Schlauch ist auf Zug verlegt und daher unter Spannung (= Schlauch ist zu kurz)
- Schlauch ist zu lang und muss zu viel gebogen werden
Achtung: Aufgrund der Pulsationen (Schwingungen) im Hydraulikbetrieb beeinträchtigen Zwangslagen den Schlauch
- Hydraulikschlauch wird verdreht eingebaut (falsche Schlauchführung). Bei grossen Durchmessern kann bereits eine Verdrehung um 7° die Lebensdauer reduzieren.
Verschraubung: Hydraulikschlauch mit korrektem Drehmoment anschliessen
Der Hydraulikschlauch soll fest, aber nicht zu fest angeschlossen sein, da sonst das Anschlussgewinde der Pressarmatur / Kupplung beschädigt werden kann. Vorsicht vor dem bekannten Mechanikerspruch «Ich hab’ das Drehmoment im Handgelenk». Wer «nach Gefühl» schraubt, zieht meist zu fest an. Dadurch kann man das Gewinde überreissen und die Gewindesteigung zerstören. Einen Drehmomentschlüssel zu verwenden, in den man den exakt benötigten Drehmomentwert eingibt, lohnt sich! Das angemessene Drehmoment für das Anziehen der Mutter ist bei manchen Maschinenherstellern im Maschinenhandbuch aufgeführt.
Maschine wieder in Betrieb nehmen
Der neue Hydraulikschlauch ist verlegt und angeschlossen. Jetzt müssen Sie die Inbetriebnahme vorbereiten. Prüfen Sie den Hydraulikölstand, zum Beispiel mittels Schauglas oder Ölmessstab und stellen Sie ihn bei Bedarf richtig ein. Vorsicht bei Schläuchen, die direkt an einen Hydraulikzylinder angeschlossen sind! Hier sollte die Funktion zunächst sehr langsam angesteuert werden, da es sonst zu Folgeschäden an den Hydraulikkomponenten kommen kann. Beispiel: Wurde ein Schlauch am Stiel eines Baggers gewechselt, sollte zunächst der Löffel langsam einige Male vorwärts und rückwärts bewegt werden. Beim Schlauchwechsel fliesst nämlich zwangsläufig Hydrauliköl aus dem Zylinder heraus. Bei der Wiederaufnahme des Betriebs, zum Beispiel des Löffelzylinders, ist dieser also noch nicht komplett mit Öl gefüllt, sondern auch mit Luft. Er muss daher entlüftet werden. Durch die Luftkompression im Zuge des Hydraulikbetriebs entsteht Hitze. Wird diese zu intensiv, kann sie insbesondere die Dichtungen des Hydrauliksystems beschädigen. Daher ist es ratsam, zunächst langsame Bewegungen durchzuführen. So wird der Zylinder langsam wieder mit Öl gefüllt und die Luft wird durch die Kompressionen nach und nach verdrängt.
Hydraulikschlauch wechseln – was ist das richtige Wechselintervall und gibt es Vorschriften?
Statt zu warten, bis ein Hydraulikschlauch kaputtgeht und die Maschine liegen bleibt, sollte der Schlauch rechtzeitig ersetzt werden. Wann aber ist der richtige Zeitpunkt? Grundsätzlich ist der Verschleiss natürlich vom Gebrauch beeinflusst. Wird eine Maschine sehr intensiv genutzt? Steht sie nachts in einem Gebäude oder ist sie immer der Witterung im Freien – u.U. auch im Winter – ausgesetzt? Zusätzlich spielen auch die Lagerbedingungen der Meterware und der fertigen Schläuche im eigenen Lager (wenn es ein solches gibt) eine Rolle.
Gemäss DIN 20066 sind folgende Werte empfohlen (jedoch keine gesetzliche Pflicht):
- Ein Hydraulikschlauch darf bis zu 10 Jahre verwendet werden
- Eine Verwendung darüber hinaus, maximal 2 Jahre, ist nicht empfohlen, aber zulässig, wenn der Schlauchzustand regelmässig überprüft wird
- Nach der Konfektionierung (Zuschneiden, Pressarmaturen anbringen) und bei anschliessend sofortiger Nutzung in der Maschine darf der Schlauch bis zu 6 Jahre verwendet werden
- Ein Hydraulikschlauch darf bis zu 4 Jahre gelagert werden (2 Jahre als Meterware + 2 Jahre als konfektionierter/fertiger Schlauch mit Pressarmaturen)
Insbesondere wenn Sie Ihre Maschine in Naturschutzgebieten oder Wasserschutzgebieten einsetzen, sollten Sie unbedingt regelmässig die Schläuche auf Risse, Abrieb oder undichte Pressarmaturen prüfen und im Zweifel einen Schlauch vorzeitig ersetzen, selbst wenn dieser noch tauglich ist. Die vermiedenen Kosten für eine Schadensbereinigung sind meist viel höher als die Ausgaben für die Anschaffung eines neuen Schlauches.