Die Schweiz, sie ist ein eigentlicher Tummelplatz für den Spezialtiefbau. Diesen Eindruck jedenfalls konnte gewinnen, wer am 1. Avesco Spezialtiefbautag am 19. September 2018 den Gesprächen und Referaten lauschte.
Es stimmt ja auch: Zusätzlich zu den natürlichen Gegebenheiten sind Bauunternehmer hierzulande nicht zuletzt angesichts des Trends zum verdichteten Bauen zunehmend mit anspruchsvollen Terrains konfrontiert.
Der Spezialtiefbau aber, so die positive Botschaft, hält mit dieser Entwicklung technologisch Schritt.
Strassenerweiterung als Schweizer Musterbeispiel für gelungenen Spezialtiefbau-Einsatz
In Langenthal boten die beiden Spezialtiefbau-Experten Franz-Werner Gerressen (Bauer Maschinen GmbH) und Ralf Pavlitschek (Klemm Bohrtechnik) in zwei Referaten einen Einblick, wie solche praxistauglichen Lösungen aussehen können – auch in der Schweiz, wie das Beispiel einer Strassenverbreiterung und -absicherung in den Waadtländer Voralpen zeigte (Text unten).
Dass die Veranstalter mit der erstmaligen Ausrichtung einer ganz dem Spezialtiefbau gewidmeten Fachveranstaltung wohl den Nerv der Schweizer Baubranche trafen, zeigt schon die Teilnehmerzahl: Mit mehr als 50 Gästen wurde die mögliche Teilnehmerzahl übertroffen.
Teilnehmer aus allen Landesteilen fanden den Weg nach Langenthal.
Die Bilanz der Veranstalter
«Aufgrund der dynamischen technologischen Entwicklung im Spezialtiefbau haben wir unser Angebot in den vergangenen Jahren stetig erweitert, so dass wir heute über ein vollumfängliches Leistungsspektrum verfügen. Dieses wollten wir an einer Fachveranstaltung präsentieren. Das Echo war sehr positiv», sagt Daniel Jost, Produktverantwortlicher Bauer und Klemm bei Avesco.
An der Maschinenausstellung auf dem Avesco Areal bot sich Besuchern Gelegenheit, Maschinen der Hersteller Bauer, Klemm, Sandvik, Wimmer und Schwing Stetter in Augenschein zu nehmen.
Gedankenaustausch zwischen Herstellern, Händler, Bauindustrie
Neben der Präsentation von Produkten und Dienstleistungen ist die Idee des Avesco Spezialtiefbautags, Akteuren der Branche in einem ungezwungenen Rahmen Fachinputs und eine Plattform für den Gedankenaustausch zu bieten. «Davon wurde rege Gebrauch gemacht», sagt Daniel Jost.
Der guten Stimmung zuträglich waren nicht zuletzt die kulinarischen Spezialitäten aus der Heimat von Avesco Handelspartner Bauer: Sie wurden zum Abschluss der Veranstaltung als «Bayerische Brotzeit» gereicht.
Fachinput 1:
Klemm KR 806-5G im Einsatz für Strassenverbreiterung an Steilhang in Villars-sur-Ollon VD
Ein Beispiel für den gelungenen Einsatz eines Spezialtiefbau-Bohrgerätes unter Schweizer Rahmenbedingungen präsentierte am Spezialtiefbautag Ralf Pavlitschek von Klemm Bohrtechnik. Das konkrete Projekt besteht aus der Verbreiterung einer an einem steilen Hang verlaufenden Zufahrtsstrasse nach Villars-sur-Ollon in den Waadtländer Voralpen und den dafür notwendigen Sicherungsmassnahmen. Letztere umfassten unter anderem Pfahlgründungen und Daueranker. Nach der Akquisition des Projektes durch den Bauunternehmer erfolgte gemeinsam mit Klemm – und nach einem vorgängigen Augenschein auf der Baustelle – die Auswahl und Konfiguration der geeigneten Maschine: Ein Klemm Bohrgerät KR 806-5G wurde für die individuellen Anforderungen der Baustelle konzeptioniert. Die Arbeiten mussten auf maximal einer Fahrspurbreite (3 Meter) der bestehenden Strasse ausgeführt, der Verkehr um die Baustelle einspurig mittels Ampelschaltung geführt werden. Herzustellen waren circa 220 vertikale Gründungsbohrungen mit Tiefen von 8 bis 16 Metern im Doppelkopfbohrsystem. Aufgrund der Baustellentopographie waren Bohransatzpunkte bis zu gut einem Meter ausserhalb der Fahrwerksketten und gleichzeitig bis zu 1,5 Meter unterhalb der Fahrbahn erforderlich. Dies war in Kombination mit der Anforderung, dass die Bohrlafette möglichst gross sein sollte, um einen raschen Baufortschritt zu gewährleisten, eine besondere Herausforderung hinsichtlich der Standsicherheit des Bohrgerätes. Es galt, die entsprechende Sicherheitsnorm 16228:2014 einzuhalten. All die genannten Restriktionen mussten bei der Konzeptionierung des Gerätes berücksichtigt werden. Die Lösung lag schliesslich in einem kundenspezifischen Aufbau mit drei verschiedenen Lafettenaufbauten und Traglasten für das am Gerät verbleibende Bohrwerkzeug: 1. Aufbau: Lafettenlänge 8000 mm und Gewicht Bohrwerkzeug maximal 600 kg. 2. Aufbau: 8000 mm / maximal 1500 kg. 3. Aufbau: 10 000 mm / maximal 1500 kg. Das Ergebnis bestätigte das Vorgehen. Die Baustelle konnte termingerecht und sicher abgewickelt werden.
Fachinput 2:
Bodenmischverfahren Cutter Soil Mixing von Bauer in Theorie und Praxis
Dass sich der moderne Spezialtiefbau bei weitem nicht auf die Herstellung von Bohrpfählen und Ankern beschränkt, zeigte Franz-Werner Gerressen von der Bauer Maschinen GmbH in seinem Vortrag über das Cutter Soil Mixing (CSM) Verfahren. Bauer hat dieses Anfang 2004 eingeführt und hält dafür das Verfahrenspatent. Es kann unter anderem für die Herstellung von Gründungen, Verbau- und Dichtwänden und Blöcken sowie für die Baugrundverbesserung eingesetzt werden. CSM ist ein spezielles Bodenmischverfahren, bei dem die Suspension mittels einer Fräse – dem dafür konstruierten Bauer Cutter Mixer (BCM) Mischkopf – in den Boden eingebracht wird. Generell bieten Bodenmischverfahren gegenüber konventionellen Verfahren einige Vorteile: Anders als beim Arbeiten mit Spundwänden sind sie vibrationsfrei und im Gegensatz zu Trägerbohlwänden ist kein Fertigbeton notwendig. Zudem entfällt weitgehend der Bodenaushub mit entsprechendem Transport. Auch im Vergleich mit anderen Bodenmischverfahren bietet CSM Vorteile, wobei insbesondere zu nennen ist, dass durch den Einsatz der Fräse auch harte Böden bis hin zu weicherem Gestein bearbeitet werden können. Ausserdem sind in Relation zur Mischtiefe nur eher kleine Trägergeräte notwendig und bei Verwendung von seilgeführten Mischköpfen sind enorm grosse Einfahrtiefen ab 53 Metern möglich. Bei der Ausführung wird unterschieden zwischen der 1-Phasen Methode mit Einbringung einer Suspension und der 2-Phasen Methode, bei der mit zwei Suspensionen gearbeitet wird. Erstere kommt bei geringeren Tiefen, Letztere bei grossen Tiefen und eher schwierigen Bodenverhältnissen zum Einsatz. Vorteilhaft: Die 1-Phasen Methode kann mit einem recht einfachen Anlagensetup eingerichtet und umgesetzt werden. Welche Einsatzmöglichkeiten CSM bietet und welche Dimensionen erreicht werden, zeigte der Referent anhand einiger Praxisbeispiele aus dem Ausland. Darunter ein Test bei einem Kunden in China. Dabei wurden drei Lamellen mit je 1200 Millimetern Breite und 80 Metern Tiefe ausgeführt. Der eingesetzte Mischkopf war ein BCM 10, welcher mit einer MC 64, also einer entsprechend starken Maschine verwendet wurde. Auch wenn die Zahlen beeindrucken: Selbst bei solchen Grössenordnungen dürften die Leistungsgrenzen noch nicht erreicht sein. Eine Anfrage für einen Test mit 100 Metern Mischtiefe liege bereits vor, so Gerressen.
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